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21.01.2021
Trotz Corona: Viele Staus im Jahr 2020
(Region) - Seit 2014 legt die „Initiative B30“ jährlich eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 vor. Die Ergebnisse der Stauauswertung 2020 liegen seit dieser Woche vor. Sie sind jedoch nicht mit den Vorjahren vergleichbar: Zum einen trugen Beschränkungen in der Corona-Pandemie zu Veränderungen und Schwankungen im Verkehrsaufkommen bei. Zum anderen ergaben sich technische und infrastrukturelle Änderungen.
Insgesamt wurden im Jahr 2020 auf der Bundesstraße 30 von Ulm bis Friedrichshafen 4.289 Verkehrsstaus gezählt - trotz der Corona-Krise. Die Staulänge summierte sich auf rund 5.100 km. Auto- und Lkw-Fahrer verbrachten rund 1.900 Stunden im Stau. Die Umwelt wurde mit rund 253 Tonnen staubedingter Emissionen belastet.
Stauschwerpunkte
Besonders häufig staute es sich 2020 im Stadtgebiet Friedrichshafen (1.140 Staus, 702 Stau-km, 231 Stau-Stunden), im Bereich Lochbrücke bis Friedrichshafen (631 Staus, 705 km, 317 Stunden) und bei Ravensburg (745 Staus, 621 km, 310 Stunden). Die Hauptursache für Staus war hohes Verkehrsaufkommen. Zu Staus bei Ravensburg kam es vor allem in Fahrtrichtung Friedrichshafen an der Ausfahrt Ravensburg-Süd - einerseits durch baustellenbedingte Umleitungen, andererseits in der Tatsache, dass sich die Ausfahrt Ravensburg-Süd zu den Stoßzeiten als nicht ausreichend leistungsfähig erwies.
Am stauanfälligsten waren die Streckenabschnitte: Meckenbeuren bis Friedrichshafen einschließlich des Stadtgebiets Friedrichshafen (35,7 % der Stau-Kilometer), Dellmensingen bis Neu-Ulm (18,1 %), Ravensburg-Nord bis Ravensburg-Eschach (12,0 %) und Bad Waldsee bis Enzisreute (11,5 %). Während bei Ulm Baustellen meist zu Staus führten, lag die Hauptursache sonst in hohem Verkehrsaufkommen.
Werktage besonders betroffen
Die meisten Staus wurden an Werktagen von 7.20 - 8.35 Uhr und 15.30 - 18.05 Uhr gezählt - an Samstagen, Sonn- und Feiertagen hingegen nur wenige. Stauursachen waren vor allem hohes Verkehrsaufkommen (77,2 %) und Baustellen (15,9 %).
Staus im Jahresverlauf
Die meisten Staus gab es im September, die wenigsten im April. Es entfielen coronabedingt große Messen sowie zahlreiche Feste, Feiern und verkaufsoffene Sonntage. Die weitreichenden Kontaktbeschränkungen in der Pandemie verursachten einen deutlichen Rückgang und starke Schwankungen im Verkehrsaufkommen.
Umweltbelastung[i]
Staubedingt entstanden dennoch rund 253 Tonnen Umweltschadstoffe: 1 kg Feinstaub (PM), 252.283 kg Kohlenstoffdioxid (CO2), 143 kg Kohlenstoffmonoxid (CO), 16 kg Kohlenwasserstoffe (HC), 1 kg Schwefeldioxid (SO2) und 297 kg Stickstoffoxide (NOx).
Hintergrund zur Stauauswertung 2020
Eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 wurde erstmals für das Jahr 2014 erstellt. Das Ergebnis der aktuellen Auswertung 2020 ist geprägt durch die Corona-Pandemie sowie technischer und infrastruktureller Änderungen:
Pandemieauswirkungen:
- Rückgang des Jahresverkehrsaufkommens[ii]
- Starke Schwankungen des Verkehrsaufkommens im Jahresverlauf
- Veränderung der Verkehrsstruktur: Deutlich weniger Busfahrten
- Tourismus: Einerseits pandemiebedingte Schließungen. Andererseits „Neuentdeckung“ der Bodenseeregion bei Fernreisenden, Familien und Einheimische[iii].
Technische Änderungen gegenüber der Vorjahre:
- Erweiterung der detaillierten Datenerfassung von 9 auf 24 Stunden pro Tag.
Infrastrukturell und technisch bedingte Änderungen gegenüber der Vorjahre:
- Neuaufnahme:
- Streckenabschnitt Ravensburg-Süd - Ravensburg-Eschach (B 30 neu)
- Stadtgebiet Friedrichshafen
- Herausnahme:
- Schussentalviadukt Ravensburg
- Stadtgebiet Ravensburg
- Streckenabschnitt B 30 alt Ravensburg bis Eschach
Änderung von Streckenbereichen:
- Bereich „Gaisbeuren und Enzisreute“
- Erweiterung um den Streckenabschnitt Bad Waldsee-Süd - Bad Waldsee-Süd-Ost (L 316) zur besseren Abbildung des Bedarfsplanprojektes „B030 Enzisreute-Gaisbeuren“ sowie von Rückstaus vor Gaisbeuren.
- Erweiterung um den Streckenabschnitt AS Baindt bis Ausbauende Baindt (nur Fahrtrichtung Ulm), zur besseren Abbildung von Rückstaus vor Gaisbeuren. Die Fahrtrichtung Friedrichshafen auf dem Streckenabschnitt „Ausbauende Baindt bis AS Baindt“ bleibt dem Streckenbereich „alle anderen Abschnitte“ zugeordnet.
- Bereich „Ravensburg mit Weingarten“
- Der Streckenbereich reicht weiterhin von der Kreisgrenze Bodenseekreis/Ravensburg bis zum Anschluss Weingarten. Jedoch wurde die B 30 alt und B 33 im Süden der Stadt Ravensburg heraus- und die "B 30 neu" hinzugenommen.
- Bereich „Meckenbeuren“
- Erweiterung nach Norden bis zur Kreisgrenze Ravensburg/Bodenseekreis, um Rückstaus vor Meckenbeuren besser abbilden zu können. Der Streckenabschnitt „Hohenreute - Kreisgrenze“ entfällt damit im Bereich „alle anderen Abschnitte“.
- Bereich „Lochbrücke und Friedrichshafen“
- Umbenennung in „Lochbrücke bis Friedrichshafen“
- Bereich „Stadtgebiet Friedrichshafen“
- Neuaufnahme: Erfasst wird nun auch das Stadtgebiet Friedrichshafen von der Straße „Am Seewald“ bis zum „Romanshorner Platz“. In den Vorjahren war eine Erfassung technisch noch nicht möglich: Erfasst wurden nur Staus von mindestens 30 Minuten Dauer. Verkehrsstaus im Stadtgebiet Friedrichshafen weisen jedoch eine durchschnittliche Dauer von nur 12 Minuten und 10 Sekunden auf und fielen damit durch das Raster. Durch technische Änderungen wurde es 2020 möglich Verkehrsstaus ab einer Dauer von mindestens 2 Minuten zuverlässig zu erfassen.
In die Stauauswertung fließen 2020 nur wesentliche Verkehrsbehinderungen ein. Unberücksichtigt bleiben:
- dichter Verkehr / Kolonnenverkehr
- Staus von weniger als 2 Minuten Dauer
- Bei Rückstaus vor Ampeln: Erfasst wird nur der Verkehr als Stau, der es innerhalb einer Grünphase nicht mehr schafft die betreffende Ampel zu passieren.
In die Stauauswertung fließen weiterhin nur plausible Daten ein. Aussortiert werden:
- Staumeldungen ohne Folgemeldung innerhalb eines Zeitfensters, abhängig von der Datenquelle. Diese Staus weisen in der Regel eine Dauer von weniger als 2 Minuten auf oder es handelt sich um technisch bedingte Falschmeldungen.
- Von Benutzern gemeldete Staus, wenn nach einer manuellen Prüfung eine Verifizierung mit weiteren vorliegenden Daten nicht erfolgreich war. Beispielsweise: Nicht nachvollziehbare Meldungen mitten in der Nacht.
Staumeldungen werden weiterhin zusammengefasst:
- Mehrere kurzzeitig hintereinander auftretende Staus werden zu einem Stau zusammengefasst.
- Mehrere zeitgleiche Staus in einem Streckenabschnitt werden zu einem Stau zusammengefasst.
- Streckenabschnitte werden zu Streckenbereiche zusammengefasst.
- Nach der Plausibilisierung und Zusammenfassung verbleiben von 100 Staumeldungen, 20 zusammengefasste Einträge, die als Stau gewertet werden und in die Auswertung einfließen.
Berechnung Umweltbelastung
Mit der Auswertung 2020 wurde erstmals die staubedingte Umweltbelastung berechnet. Die staubedingte Umweltbelastung ergibt sich aus der Differenz der Umweltbelastung zwischen Stop-and-go-Verkehr und freiem Verkehrsfluss. Abweichend der HBEFA-Wertansätze wurde für Elektrofahrzeuge die Umweltbelastung durch die notwendige Stromgewinnung berücksichtigt. Elektrofahrzeuge sind damit nicht generell emissionsfrei. Berücksichtigung fand in der Berechnung auch der pandemiebedingte Verkehrsrückgang sowie Veränderungen in der Verkehrsstruktur. Es ist zu erwarten, dass nach der Pandemie das Verkehrsaufkommen wieder ansteigt und damit die staubedingte Umweltbelastung wesentlich zunimmt.
Quellen / Verweise
[i] Berechnung nach dem „Handbook Emission Factors for Road Transport“ (HBEFA)
[ii] Automatische Straßenverkehrszählung Baden-Württemberg 2020
[iii] Bodensee Tourismusforum 2020, 05. November 2020